Es ist lange her
seit dieser Blog das letzte Mal Aufmerksamkeit erhalten hat. Aber ich
weiß nie so wirklich, was ich schreiben soll. Ich habe nicht das
Gefühl, dass es überhaupt jemanden interessiert. Das meiste, was
ich schreibe ist vermutlich sowieso für den Großteil der Leser
belanglos. Es sind einfach Dinge, die ich erlebt habe.
Okay, diese
Einleitung war so auch nicht geplant. Aber meine Gedanken gehen nun
mal ihren eigenen Weg.
Gerade saß ich noch
im Zug auf dem Weg nach Hause und hatte mein Buch ausgelesen. Also
saß ich da so und starrte aus dem Fenster. Ich weiß nicht, wieso
ich auf dieses Thema gekommen bin, aber es war auf einmal einfach da.
Ich stellte mir die
Frage, ob ich überhaupt fähig bin zu lieben. Oder andere extreme
Gefühle wie Zorn zu empfinden. Tatsächlich kann ich mich an kein
Ereignis erinnern, wo ich wirklich zornig war. Enttäuscht ja, aber
nicht zornig.
Ich suchte nach
einer Antwort, wieso das so war. Dabei kam mir meine Schulzeit in den
Sinn. Zumindest die auf der weiterführenden Schule, in meinem Fall
ein Gymnasium.
Dort wurde ich
gemobbt, seit mindestens der sechsten Klasse, vielleicht auch schon
in der fünften. Meine Erinnerungen daran sind nicht wirklich
vorhanden.
Mit diesem Thema kam
unweigerlich die Frage, warum wurde ich gemobbt?
Darüber habe ich
schon öfter nachgedacht und immer wieder kamen die gleichen Dinge
dabei heraus. Ich bin introvertiert und zu dem Zeitpunkt war ich auch
noch schüchtern. Also gab ich von vorneherein sowieso ein gutes Ziel
ab.
Dann kam hinzu, dass
mir mein Aussehen recht wenig bedeutete. Auch an meine Kleidung
stellte ich nur die Anforderung, dass sie bequem und praktisch sein
musste. Ich trug keine Markenkleidung, hatte keine Probleme damit
dreckig zu werden. Ich mochte Star Wars, Science Fiction generell,
interessierte mich keinen Deut für Jungs. Ich schminkte mich nicht,
trug anfangs keine Bhs, einfach weil ich flach war wie ein Brett und
immer noch nicht viel habe, ich schrieb. Ich hatte Gedanken, die
meine Mitschüler nicht verstanden. Vermutlich hat das alles
mithineingespielt.
Von Freundinnen weiß
ich, dass sie auch gemobbt wurden, tatsächlich sogar physisch. Bei
mir war alles mit verbal, worüber ich im Nachhinein froh bin. Es
hätte schlimmer sein können als es sowieso schon war.
Das Mobbing hörte
erst während der zehnten Klasse auf, als ich irgendwie zu der
Einstellung gelangte, dass es nichts falsches daran gibt, anders zu
sein. Ich war einfach nur ich, war es schon immer gewesen und dafür
wurde ich verurteilt.
Es heißt immer,
wenn man mal arbeitet, dann sehnt man sich nach der Schulzeit zurück.
Ich studiere mittlerweile im zehnten Semester und arbeite seit zwei
Jahren als studentische Hilfskraft. Meine Schulzeit sehne ich mir
kein bisschen zurück.
Das Mobbing wird
dazu geführt haben, dass ich heute so bin wie ich bin. Ich rechne
damit, dass man mich wieder nur benutzt oder beim nächstmöglichen
Zeitpunkt fallen lässt. Ich versuche keine zu starken Bindungen
einzugehen. Es ist ein Selbtschutz, der mich aber auch öfter hemmt.
Ich habe Probleme Leuten vollends zu vertrauen. Tatsächlich habe ich
nie mit jemandem darüber großartig gesprochen, dass ich gemobbt
wurde. Meine Eltern wissen es nicht. Meine schlechten Schulnoten
(mündliche Mitarbeit ist für schüchterne und introvertierte so ein
blödes Konzept) waren für sie schon Sorge genug, da wollte ich sie
nicht noch mit etwas belästigen, was einige vermutlich als belanglos
und übliche Sticheleien abtun würden.
In letzter Zeit
denke ich aber tatsächlich öfter darüber nach. Dann entstehen
diese ganzen Wenns in meinem Kopf. Dinge, die ich sowieso nicht mehr
ändern kann.
Ich habe das Mobbing
die meiste Zeit ignoriert, es ausgeblendet. Bis mich eine ehemalige
Freundin fragte: Du weißt schon, dass du gemobbt wirst?
Sie wusste genau, was Sache war, bekam alles mit und doch tat sie nichts um mir zu helfen. Es hatte vorher schon mit ihr Situationen gegeben, die das Vertrauen sowieso schon bröckelig gemacht hatten.
Sie wusste genau, was Sache war, bekam alles mit und doch tat sie nichts um mir zu helfen. Es hatte vorher schon mit ihr Situationen gegeben, die das Vertrauen sowieso schon bröckelig gemacht hatten.
Einmal hatte ich
mich mit ihr und einigen anderen zu einem Filmabend verabredet.
Dieses Mal sollte er bei mir stattfinden. Also alles schön
vorbereitet und dann gewartet. Um die vereinbarte Uhrzeit war niemand
da. Auch eine halbe Stunde später noch nicht. Irgendwann rief ich
bei ihr an, um zu erfahren, dass alle bei ihr abgesagt hatten und es
keiner für nötig empfunden hatte mich zu informieren.
Ein, zwei weiterer
solcher Situationen erlebte ich noch, danach waren diese Personen für
mich Geschichte. Ich wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben.
Vermutlich ein
Grund, warum ich Leuten Bescheid sage, auch wenn ich nur wenige
Minuten zu spät komme. Ich möchte nicht, dass jemand anders sich so
fühlen muss, wie ich mich damals.
Ein anderes Ereignis
ist mir aber tatsächlich noch prägnanter im Kopf. Es war in der
achten oder neunten Klasse im Bio-Sport Kurs, meinem Wahlpflichtkurs.
Wir hatten einen Reck aufgebaut, mit der Stange so weit unten wie
möglich. Alles war mit Weichbodenmatten ausgelegt. Im oberen Teil
des Recks war noch ein Seil gespannt. Unsere Aufgabe war es mit
Hilfestellung einen Handtstand auf der Stange zu machen. An sich
keine schwierige Aufgabe. Der Lehrer bestimmte den Helfer und mir war
von vorneherein klar, was passieren würde.
Bei allen arbeitete
er zuverlässig und half aus. Dann musste der Lehrer kurz weg,
während ich an der Reihe war.
Er ließ mich
fallen. Und wenn ich es nicht vorher gewusst hätte, dann hätte ich
mir sehr wahrscheinlich wehgetan. So konnte ich über die Schulter
abrollen und kam nicht zu schaden. Der Junge lachte mich sogar noch
aus, nicht laut, aber er war sichtlich darüber amüsiert. Ich
beachtete ihn nicht weiter. Ich hatte gewusst, was kommen würde und
war vorbereitet gewesen.
Das zeigt eigentlich
schon sehr deutlich, wie sehr mein Vertrauen überhaupt schon kaputt
war. Und vermutlich war ich damals überhaupt sehr viel kaputter als
ich selbst weiß. Wann immer auch das Thema Mobbing bei uns an der
Schule aufkam, hieß es nur: Das gibt es bei uns nicht.
Meine Klasse wurde
auch gerne als die mit dem besten Klassenzusammenhalt beschrieben.
Etwas, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Vielleicht mochte es
auf die Lehrer so wirken, aber wir waren im Endeffekt lauter kleine
Grüppchen, die mit den anderen nichts zu tun haben wollten. Es gab
auch ein Zwillingspaar in meiner Klasse, das mit einem Jungen
befreundet war. Mit dem zusammen haben die ständig über alle
möglichen Leute gelästert. Sobald der Junge, dann zu seinen
Freunden ging, finden die Zwillinge an, über ihn zu lästern. Das
taten sie aber nicht nur bei ihm, auch bei etlichen anderen aus der
Klasse.
Mit einer von denen
hab ich mich mal in Chemie angelegt. Die Plätze wurden vom Lehrer
verteilt und ich saß neben der Quasseltante. Da ich von vorherigen
Kursen schon wusste, dass es nichts brachte, sie zu bitten, doch
etwas leiser zu sein oder ganz aufhören zu reden, ging ich direkt
zum Lehrer und bekam einen neuen Platz. Besagte Person kam dann auf
einmal zu mir und wollte wissen, was das denn solle und machte
generell einen auf gute Freundin. Sie war mir egal, von daher sagte
ich ihr die Meinung, was sie sichtlich aus dem Konzept brachte. Ich
mochte Chemie und wollte etwas lernen und weil sie ja zu blöd war,
um die Zusammenhänge zu verstehen und sich deshalb mit reden
beschäftigte, sollte also meine Leistung leiden? Ich glaube, ich
habe noch nie einen bösereren Blick bei einer Person gesehen. Aber
ich hatte dann meine Ruhe. Und es hatte gut getan.
Weil ich weiter oben
auch erwähnte, dass ich Gedanken hatte, die meine Mitschüler nicht
nachvollziehen konnte: Mein Religionslehrer las einmal eine
Hausaufgabe von mir vor der Klasse vor. Ich freute mich, dass er die
Hausaufgabe für so gut hielt. Leider weiß ich gerade nicht mehr,
was das Thema war. Auf jeden Fall hatten wir recht freie Hand und so
war eine kleine Geschichte entstanden. Nach der Stunde kamen dann
einige Mitschüler zu mir und fragten, wie man auf so etwas komme.
Ich konnte sie nur verständnislos angucken und eher fragen als
antworten: Nachdenken. Verdutzte Blicke waren die Reaktion. Aber was
hatte ich erwartet von Leuten, die sich darüber profilieren, dass
sie andere fertig machen?
Ich habe keine
Ahnung, wohin dieser Text führt, oder was die Grundaussage davon
ist. Ich hatte einfach das Bedürfnis es niederzuschreiben.
Tatsächlich fühle
ich mich gerade wie Jacen Solo aus den Star Wars Legends Büchern.
Ins Besondere in der ‚Das Erbe der Jedi-Ritter‘ Reihe ist er auf
der Suche nach sich selbst. Er weiß noch nicht, was er von sich
erwartet oder wie er sein will. In letzter Zeit habe ich mich selbst
häufiger so gefühlt. Als hätte ich mich noch nicht gänzlich
gefunden. Wer weiß, wie lange ich noch brauchen werde. Wer weiß,
wohin mich mein Weg führt.
Ich weiß nur, er
wird mich verändern.
*schickt Flausch* Menschen sind ätzend. Die meisten zumindest. Ich hoffe jedenfalls, dass du auf deinem Weg Erfolg hast und falls du dich irgendwo über irgendwas auskotzen willst, ich bin da :3
AntwortenLöschenDanke dir :3
LöschenZum Glück hab ich so ätzende Leute nicht mehr im Studium. Es war eigentlich wirklich nur die Schulzeit.
Das lässt bei mir auch Erinnerungen aufleben. Interessant, dass es bei eurer Klasse auch hieß, dass sie so einen tollen Zusammenhalt hätte. Das war bei meiner Klasse auch der Fall und wir hatten so drei, vier Opfer (ich eins davon).
AntwortenLöschenGott, ich bin so froh, dass meine neue Klasse besser ist.