Sonnenuntergang in Finnland

Sonnenuntergang in Finnland

Montag, 21. März 2016

Erinnerung


Dieser Eintrag wird die meisten vermutlich eher weniger interessieren, aber ich musste es jetzt einfach aufschreiben.
Als ich vor ein paar Tagen nachts wach lag, habe ich einfach auf Twitter den Hashtag beHindernisse noch einmal durchgelesen.



Ich selber habe auch einmal unter dem Hashtag getwittert. In diesem ging es darum, dass meine Oma damals keine Pflegestufe bekam, obwohl sie sich kaum noch bewegen konnte. Sie war an Krebs erkrankt. Brust- und Lungenkrebs. Es war ihre dritte Brustkrebserkrankung und wäre es nur bei dieser geblieben, würde sie wohl noch leben. Der Lungenkrebs kam erst etwas später dazu, sorgte aber dann ständig dafür, dass sie Wasser in Armen, Beinen und der Lunge hatte.

Nach Ablehnung der Pflegestufe, war er für uns ein Problem, ihr zu helfen, da Oma rund 250km entfernt wohnte. Glücklicherweise hatte sie eine nette Nachbarin, die ausgebildete Altenpflegerin war, die ihr dann Getränke geholt hat und auch mal für sie einkaufen war. Oma hatte leider nicht wirklich gute Worte für sie, was aber wohl mehr daran lag, dass sie nie Hilfe annehmen wollte. In ihrer Kindheit wurde ihr beigebracht, dass Hilfe annehmen ein Zeichen von Schwäche ist. Bis zum Schluss wollte sie keine Hilfe haben und besonders Mama litt darunter, wenn Oma sie dann anschnauzte, dass sie etwas nicht richtig gemacht hatte. Die Wohnung war total sauber, aber Oma war sauer, weil Mama in der falschen Reihenfolge geputzt hatte.

Jedenfalls bekam Oma nicht einmal dann eine Pflegestufe, als sie im Prinzip nur noch bettlägerig war und keine zwei Schritte gehen konnte, ohne direkt außer Atem zu sein.

Auch die Oma einer Freundin bekam erst eine Pflegestufe, nachdem sie einen Schlaganfall hatte und halbseitig gelähmt war. Sie war vorher auch nicht gut zu Fuß unterwegs. Aber der erste Versuch eines Pflegeantrags wurde mit der gleichen Begründung wie bei meiner Oma abgelehnt: Sie kann ja noch alles.

Zurzeit ist meine noch verbliebene Oma wegen zu hohem Blutdruck im Krankenhaus, soll bald aber auch schon wieder entlassen werden.

Letztes Jahr stürzte sie auf unserer Terrasse und verletzte sich leicht am Hinterkopf. Die Wunde verheilte sehr gut und danach lief Oma auch wie gewohnt rum, nur die Treppe an der Terrasse mied sie. Etwa einen Monat wieder stürzte sie in ihrer Wohnung, weil ihr schwindelig geworden war. Wir riefen den Krankenwagen, aber die hielten es nicht für nötig sie mitzunehmen. Eine zweifelhafte Entscheidung bei einer 92-jährigen, die gerade gestürzt war.

Zwei Tage später ging sie dann mit Schmerzen im unteren Rücken und am Ellenbogen zu ihrem Hausarzt. Der tat zwar nicht viel, machte aber wenigstens eine Überweisung fürs Krankenhaus fertig. Steißbeinprellung stellte sich dann später heraus. Den nächsten Tag brachte ich Oma zum Krankenhaus.

Zwischendurch im Krankenhaus gab es dann den Moment, dass Oma nicht mehr sprechen konnte und kurzzeitig ihre linke Seite gelähmt war. Unser Verdacht fiel dann direkt auf einen Schlaganfall. Auch Oma dachte, dass sie einen hätte. Erst etliche Tage später, sagten die Ärzte Oma dann, dass es kein Schlaganfall war, sondern Durchblutungsstörungen die Ursache waren. Der Gedanke an einen Schlaganfall hat Oma aber ganz schön zugesetzt und sie konnte auch nicht verstehen, dass ihr keiner das direkt gesagt hat.

Es war das erste Mal, dass ich Oma habe weinen sehen. Sie war einfach so fertig mit den Nerven. Insbesonders, weil es sie an ihren Mann erinnerte, der zwei Monate vor meiner Geburt an einem Schlaganfall starb. Ich kann sie da sehr gut verstehen. Würde mir etwas ähnliches passieren, würde ich auch wissen wollen, ob es jetzt das war, was man dachte.

Als Oma dann wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war sie sehr wackelig auf den Beinen und nahm auch in ihrer Wohnung überall ihren Stock mithin, da der Rollator leider nicht in die enge Wohnung passte.

Das Krankenhau organisierte auch, dass zumindest morgens und abends ein Pflegedienst vorbeikommt, der Oma beim Blutzucker messen hilft – eine Tätigkeit, die sie problemlos noch alleine schafft. Der Antrag auf Pflegestufe wurde auch wieder mit der Begründung oben abgelehnt.

Da Omas Wohnung nur über eine recht steile Treppe zu erreichen ist, versorgten wir sie den ersten Monat mit allem, was sie brauchte. Erst nach diesem Monat traute sie sich auch überhaupt wieder zu runter zu kommen. Mit Hilfe konnte sie dann runter in den Garten und dort unter Aufsicht ein paar Runden mit dem Rollator drehen.

Eine Zeit war es dann okay, aber vor etwa drei Wochen bekam Oma sehr hohen Blutdruck. Der erste Wert war fast ganztägig über 200. Der Schwindel kam auch etwas wieder und ihr Hausarzt tat nichts. Gestern brachte Papa Oma wieder ins Krankenhaus und hoffentlich wird dann endlich rausgefunden, woher dieser verdammt hohe Wert kommt.

Was da auf jeden Fall mit reingespielt hat, ist ein Streit zwischen Oma und Papas Bruder. Letztendlich hat sich mein Onkel dann komplett von Oma abgewandt und auch jeglichen Kontakt auf der Stelle abgebrochen. Und das nur, weil Oma sich nicht entmündigen lassen wollte.

Zwischen Omas Krankenhausaufenthalten ist dann auch noch unser ältester Ziegensittich, Ziege, verstorben. Einen Tag nach Weihnachten. Eine zusätzliche Belastung noch in der Zeit.

Wenn man sich dann auch noch ansieht, wie viele Schauspieler in den letzten Monaten gestorben sind …

Insgesamt waren es keine besonders guten letzten Monate.

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