Dieser Eintrag wird die meisten vermutlich eher weniger
interessieren, aber ich musste es jetzt einfach aufschreiben.
Als ich vor ein paar Tagen nachts wach lag, habe ich einfach
auf Twitter den Hashtag beHindernisse noch einmal durchgelesen.
Ich selber habe auch einmal unter dem Hashtag getwittert. In
diesem ging es darum, dass meine Oma damals keine Pflegestufe bekam, obwohl sie
sich kaum noch bewegen konnte. Sie war an Krebs erkrankt. Brust- und
Lungenkrebs. Es war ihre dritte Brustkrebserkrankung und wäre es nur bei dieser
geblieben, würde sie wohl noch leben. Der Lungenkrebs kam erst etwas später
dazu, sorgte aber dann ständig dafür, dass sie Wasser in Armen, Beinen und der
Lunge hatte.
Nach Ablehnung der Pflegestufe, war er für uns ein Problem,
ihr zu helfen, da Oma rund 250km entfernt wohnte. Glücklicherweise hatte sie
eine nette Nachbarin, die ausgebildete Altenpflegerin war, die ihr dann
Getränke geholt hat und auch mal für sie einkaufen war. Oma hatte leider nicht
wirklich gute Worte für sie, was aber wohl mehr daran lag, dass sie nie Hilfe
annehmen wollte. In ihrer Kindheit wurde ihr beigebracht, dass Hilfe annehmen
ein Zeichen von Schwäche ist. Bis zum Schluss wollte sie keine Hilfe haben und
besonders Mama litt darunter, wenn Oma sie dann anschnauzte, dass sie etwas
nicht richtig gemacht hatte. Die Wohnung war total sauber, aber Oma war sauer,
weil Mama in der falschen Reihenfolge geputzt hatte.
Jedenfalls bekam Oma nicht einmal dann eine Pflegestufe, als
sie im Prinzip nur noch bettlägerig war und keine zwei Schritte gehen konnte,
ohne direkt außer Atem zu sein.
Auch die Oma einer Freundin bekam erst eine Pflegestufe,
nachdem sie einen Schlaganfall hatte und halbseitig gelähmt war. Sie war vorher
auch nicht gut zu Fuß unterwegs. Aber der erste Versuch eines Pflegeantrags
wurde mit der gleichen Begründung wie bei meiner Oma abgelehnt: Sie kann ja
noch alles.
Zurzeit ist meine noch verbliebene Oma wegen zu hohem
Blutdruck im Krankenhaus, soll bald aber auch schon wieder entlassen werden.
Letztes Jahr stürzte sie auf unserer Terrasse und verletzte
sich leicht am Hinterkopf. Die Wunde verheilte sehr gut und danach lief Oma
auch wie gewohnt rum, nur die Treppe an der Terrasse mied sie. Etwa einen Monat
wieder stürzte sie in ihrer Wohnung, weil ihr schwindelig geworden war. Wir
riefen den Krankenwagen, aber die hielten es nicht für nötig sie mitzunehmen.
Eine zweifelhafte Entscheidung bei einer 92-jährigen, die gerade gestürzt war.
Zwei Tage später ging sie dann mit Schmerzen im unteren
Rücken und am Ellenbogen zu ihrem Hausarzt. Der tat zwar nicht viel, machte
aber wenigstens eine Überweisung fürs Krankenhaus fertig. Steißbeinprellung
stellte sich dann später heraus. Den nächsten Tag brachte ich Oma zum
Krankenhaus.
Zwischendurch im Krankenhaus gab es dann den Moment, dass
Oma nicht mehr sprechen konnte und kurzzeitig ihre linke Seite gelähmt war. Unser
Verdacht fiel dann direkt auf einen Schlaganfall. Auch Oma dachte, dass sie
einen hätte. Erst etliche Tage später, sagten die Ärzte Oma dann, dass es kein
Schlaganfall war, sondern Durchblutungsstörungen die Ursache waren. Der Gedanke
an einen Schlaganfall hat Oma aber ganz schön zugesetzt und sie konnte auch
nicht verstehen, dass ihr keiner das direkt gesagt hat.
Es war das erste Mal, dass ich Oma habe weinen sehen. Sie
war einfach so fertig mit den Nerven. Insbesonders, weil es sie an ihren Mann
erinnerte, der zwei Monate vor meiner Geburt an einem Schlaganfall starb. Ich
kann sie da sehr gut verstehen. Würde mir etwas ähnliches passieren, würde ich
auch wissen wollen, ob es jetzt das war, was man dachte.
Als Oma dann wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war
sie sehr wackelig auf den Beinen und nahm auch in ihrer Wohnung überall ihren
Stock mithin, da der Rollator leider nicht in die enge Wohnung passte.
Das Krankenhau organisierte auch, dass zumindest morgens und
abends ein Pflegedienst vorbeikommt, der Oma beim Blutzucker messen hilft –
eine Tätigkeit, die sie problemlos noch alleine schafft. Der Antrag auf Pflegestufe
wurde auch wieder mit der Begründung oben abgelehnt.
Da Omas Wohnung nur über eine recht steile Treppe zu
erreichen ist, versorgten wir sie den ersten Monat mit allem, was sie brauchte.
Erst nach diesem Monat traute sie sich auch überhaupt wieder zu runter zu
kommen. Mit Hilfe konnte sie dann runter in den Garten und dort unter Aufsicht
ein paar Runden mit dem Rollator drehen.
Eine Zeit war es dann okay, aber vor etwa drei Wochen bekam
Oma sehr hohen Blutdruck. Der erste Wert war fast ganztägig über 200. Der
Schwindel kam auch etwas wieder und ihr Hausarzt tat nichts. Gestern brachte
Papa Oma wieder ins Krankenhaus und hoffentlich wird dann endlich rausgefunden,
woher dieser verdammt hohe Wert kommt.
Was da auf jeden Fall mit reingespielt hat, ist ein Streit
zwischen Oma und Papas Bruder. Letztendlich hat sich mein Onkel dann komplett
von Oma abgewandt und auch jeglichen Kontakt auf der Stelle abgebrochen. Und
das nur, weil Oma sich nicht entmündigen lassen wollte.
Zwischen Omas Krankenhausaufenthalten ist dann auch noch
unser ältester Ziegensittich, Ziege, verstorben. Einen Tag nach Weihnachten.
Eine zusätzliche Belastung noch in der Zeit.
Wenn man sich dann auch noch ansieht, wie viele Schauspieler
in den letzten Monaten gestorben sind …
Insgesamt waren es keine besonders guten letzten Monate.
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